Knapp 15 Kilometer nordwestlich von Dresden liegt das ehemalige Jagdschloss Augusts des Starken, von wo aus der begeisterte Jäger hoch zu Ross edlem Rotwild und weniger edlen Wildschweinen nachstellte. Das Jagd- und Lustschloss Moritzburg kann es mit mancher Residenz aufnehmen: in strahlendem Ocker und Weiß gehalten, lässt sowohl die Lage, als auch Architektur und Ausstattung des Barockschlosses nichts zu wünschen übrig. Idyllisch in einem künstlich angelegten Teich gelegen, der alljährlich reiche Karpfenernte bietet, passte man auch die Landschaft rund um das Schloss den damaligen absolutistischen Gepflogenheiten an.
Der Park wurde streng symmetrisch angelegt und ging erst weit hinter den Gebäuden in eine naturgemäßere offene Landschaftsform über. Dort findet man das Fasanenschlösschen, auf dessen Dach stets ein Weißstorchenpaar seinen Nachwuchs aufzieht, und dahinter den weitläufigen See mit Hafen und Leuchtturm, der Störchen hervorragende Lebensbedingungen bietet. Hier fanden „wilde“ Seeschlachten statt, da der Hofstaat nicht immer nur auf die Jagd gehen konnte und Amüsement damals großgeschrieben wurde. Heute dient der See besonders an heißen Sommertagen als willkommene Erfrischung für Badende – was allerdings verboten ist, woran sich jedoch kaum jemand hält. Ein großes Wildgehege schließt die weitläufigen Parkanlagen ab. Angeblich ließ August hier seinen Hirschgarten anlegen, um sich und seinen Gästen stets gute Jagdbeute garantieren zu können.
Das Schloss selbst beeindruckt mit seiner großzügigen Auffahrt und dem steinernen Piqueur, der auf dem Geländer steht und jahrein jahraus zum Jagen bläst. Im Eingangsbereich wechseln sich Ausstellungen aller Art ab; sehr interessant sind die Prunkräume, die einen Einblick in das frühere höfische Leben gewähren. Ledertapeten zieren die Wände, wertvolle Möbel und Öfen zeigen den damaligen Lebensstandard – zumindest im Schloss. Ein prachtvoll ausgestattetes Federzimmer lässt manchen Besucher blinzeln: hier ist alles mit Federn bestückt, sogar das Prachtbett. Ob es alltagstauglich war, ist jedoch fraglich. Ebenso Geschmacksache ist der sogenannte Monströsensaal, ein mit Ledertapeten verkleideter riesiger Raum, der ausnahmslos mit missgestalteten Rotwild-Geweihen ausgestattet ist. Das Herzstück dieser makabren Sammlung ist der in Jagdkreisen berühmte „66-Ender“.
Schloss Moritzburg ist einen Abstecher auf jeden Fall wert; doch auch ein Spaziergang durch das Dorf, das vor allem durch seine Pferdezucht bekannt ist, ist lohnenswert. Moritzburg ist ein guter Tipp für sächsisch-deftige Küche, in der vor allem Wildspezialitäten serviert werden.